05. - Mai - 2022

Das Problem mit Nachhaltigkeits-Ratings

Nachhaltigkeit spielt für immer mehr Anleger eine wesentliche Rolle bei ihren
Investitionsentscheidungen. Verstärken dürfte sich der Trend, wenn ab August im Rahmen einer
Anlageberatung die Nachhaltigkeitspräferenz der Kunden obligatorisch erfragt wird. Doch wie
lassen sich wirklich nachhaltige Unternehmen von solchen unterscheiden, die bloß
Greenwashing betreiben, sich also einen grünen Anstrich verpassen?

ESG-Ratings versprechen hier Unterstützung. Das Kürzel steht für Umwelt (Environment),
Soziales und Unternehmensführung (Governance). Das derzeitige Ratingsystem hat allerdings
seine Tücken: Zum einen kommen verschiedene Anbieter zu stark konträren Ergebnissen für ein
und dasselbe Unternehmen. Zum anderen haben große Firmen Wettbewerbsvorteile, weil sie
den Aufwand für ein Rating – oder mehrere – leichter stemmen können. Denn die Beurteilung
kostet nicht nur Geld, sondern erfordert auch umfangreiche Dokumentationsarbeit. Der
Versicherer-Gesamtverband GDV fordert deshalb eine EU-weite Regulierung von ESG-
Ratinganbietern, um die Markttransparenz zu erhöhen und nachhaltigen Investitionen mehr
Entwicklungspotenzial zu verschaffen.